News 16.06.2020 - Hannover - Standorte

Projektbericht aus Hannover

Der russische Gaststudent Alexey Rybakov, welcher an der Universität Hannover im Bereich Chemie und Physik promoviert, führte sein Projekt mit dem Titel: „Märchen und Musik als Mittler von Kultur“ an der 10. Klasse der Herschelschule Hannover durch.

Rathaus Hannover

Da für Alexey das Leben sehr vielfältig ist und nicht nur aus Naturwissenschaften besteht, hat er sich für ein Projekt entschieden, welches v.a. seine eigene Kultur, aber auch die interkulturellen Gemeinsamkeiten beleuchtet.
Carl G. Jung sagte einmal: „Wenn du ein begabter Mensch bist, heißt dies nicht, du hast etwas bekommen. Es heißt, du hast etwas zurück zu geben“. Diesem Zitat möchte Alexey ergänzen, dass das Wissen, welches man im Laufe seines Lebens erwirbt, frei zugänglich zur Verfügung gestellt werden muss, um anderen Menschen Denkanstöße zu geben.

In vielen Ländern lernen Kinder und Jugendliche fast ausschließlich das kulturelle Erbe ihres eigenen Landes kennen, da sie es von der eigenen Familie und der Schule beigebracht bekommen. Viele Schüler/-innen reicht der nationale Bezug nicht mehr aus; sie möchten auch die Kulturen anderer Länder kennen lernen. Und was bietet sich da nicht besser an, als ein direkter Austausch zu einer Person aus einem anderen Land? Oftmals fehlen hier aber leider die Kontakte oder aber man sucht Dinge im Internet, die teilweise nur Stereotypen bedienen oder manchmal sogar gar nicht stimmen. Durch Europa macht Schule hatte Alexey jedoch das Glück, eine solche Person zu sein, die im direkten Austausch mit Schulkindern in Deutschland stand und ihnen so von der russischen Kultur, insbesondere der Mythologie in Märchen und Musik, berichten konnte und für Fragen zu Verfügung stand.

Die Hexe Baba Jaga und der Kater Bayun

Ein Kater liegt zwischen einem Igel und einer Eule auf den Steinen
In der russischen Mythologie ist die Katze eine der Hauptfiguren, ein sehr kluges und geheimnisvolles Tier

Während der Projektdurchführung wurde über die sehr spektakuläre und kontroverse Figur, der alten Hexe Baba Jaga diskutiert. Sie kommt in vielen Märchen vor und wird einerseits als sehr gütig und weiße, andererseits aber auch als grausame und verrückte alte Frau dargestellt. Manchmal hilft sie daher trotz ihrer Grausamkeit den guten Menschen in Not, indem sie Barmherzigkeit zeigt. Über diese interessanten Widersprüche von Baba Jaga und ihrer Bedeutung in der Mythologie und der russischen klassischen Musik wurden im Rahmen des EmS-Projekts heiß diskutiert und analysiert. Hinzu kamen viele weitere Themen, wie bspw. der Kater Bayun, der in einigen Märchen bei Baba Jaga lebt. Er kann mit seiner einzigartigen Stimme Menschen zu Tode verzaubern und Krankheiten heilen.

Dabei stellte sich als Hauptaussage der Songdiskussion heraus, dass man auch ohne Sprachkenntnisse verstehen kann, was ein uns sprachlich unverständliches Lied durch Musik vermitteln will. Denn Emotionen sind universell: Sie hängen weder von der Kultur noch von der Sprache ab, und ihr Verständnis ist nicht nur dem Menschen, sondern auch vielen anderen Tierarten inhärent.

Ich bin dem Programm `Europa macht Schule´ sehr dankbar, dass es mir die Möglichkeit gab, mein Wissen weitergeben und meine Interessen teilen zu können. Und ich hoffe, dass ich noch mehr als eine Gelegenheit haben werde, etwas in die Gesellschaft zurückgeben zu können.

Alexey Rybakov, Student aus Russland am Standort Hannover (2019/20)