News 08.12.2019 - Verein

Kein Pakt mit dem Teufel. Oder: Abschiedsworte als Vereinsvorsitzender

Nach 12 Jahren im Vorstand verabschiedet sich Frank Wittmann aus dem Vereinsgremium von Europa macht Schule e.V.  In seinen letzten Worten als Vereinsvorsitzender erinnert er an die Anfangstage des Programms und startet einen Aufruf.

Frank Wittmann

Alles begann in einem Frankfurter Hinterzimmer … Was nach der Eröffnungsszene aus einem Banken- oder Politthriller klingt, war alles andere als das. Es war die Geburtsstunde von Europa macht Schule.

Im Mai 2006 trafen sich im ersten Stock des Club Voltaire, unweit der Frankfurter Fressgass, ein Dutzend Studierender aus ganz Deutschland. Einige kannten sich bereits von einer Stipendiaten-Konferenz, zu der der damalige Bundespräsident Horst Köhler im Februar desselben Jahres nach Dresden eingeladen hatte. Und manche wussten nicht einmal, worum es bei dem Treffen überhaupt gehen sollte. Zu dieser Gruppe gehörte ich.

Der erste Gedanke: War ich als Mitglied haftbar?

Die Freundin einer Freundin hatte mich überredet, mitzukommen. Sie war bei besagter Konferenz dabei gewesen und hatte gemeinsam mit den Stipendiaten die Idee, persönliche Begegnungen junger Europäerinnen und Europäer zu fördern und dafür europäische Gaststudierende mit Schülerinnen und Schülern in Kontakt zu bringen. Das Programm Europa macht Schule war geboren. Jetzt musste es nur noch organisiert werden.

Frank Wittmann
Heute weiß ich: Mein Engagement bei 'Europa macht Schule' war kein Pakt mit dem Teufel; es war vielmehr ein Geschenk des Himmels.

Frank Wittmann, ehemaliger 1. Vorsitzender Europa macht Schule e.V.

Am Tag, nachdem man sich im Hinterzimmer des Club Voltaire kennengelernt hatte, fanden ein Workshop zur Programmgestaltung und die Gründungssitzung des Vereins Europa macht Schule e.V. statt. Ich wusste nicht, wie mir geschah, als die Mitgliederliste zur Unterschrift vor mir lag. Zu allem Unglück sollte ich auch noch als Erster unterzeichnen. Gedanken schossen mir durch den Kopf: Das ist ein Pakt mit dem Teufel. Von Vereinsarbeit wusste ich nichts. War ich als Mitglied haftbar? Was ist, wenn der Verein sich verschuldet? Und wie verlässlich sind die anderen Mitglieder eigentlich?

Aus der Idee wurde ein prämiertes Programm

Heute weiß ich: Mein Engagement bei Europa macht Schule war kein Pakt mit dem Teufel; es war vielmehr ein Geschenk des Himmels. Aus dem Dutzend Unbekannter wurde ein Verein – und viel mehr noch: echte Freunde. Aus der losen Idee wurde ein mehrfach prämiertes Programm, das mittlerweile jährlich an rund 40 Standorten von über 200 Ehrenamtlichen in ganz Deutschland organisiert wird. Und auch ich habe eine Entwicklung vollzogen: vom Gründungsmitglied zum Vorständler und schließlich ersten Vereinsvorsitzenden. Vielmehr wurde ich aber zu einem Menschen, der gelernt hat, dass es sich lohnt, gemeinsam für seine Überzeugungen einzustehen, und wie wertvoll ehrenamtliches Engagement und der persönliche Kulturaustausch sind.

Für all die Erfahrungen und Erkenntnisse in meiner 12-jährigen Zeit im Vereinsvorstand möchte ich Europa macht Schule e.V., allen Unterstützerinnen und Unterstützern sowie Förderinnen und Förderern des Programms ganz herzlich danken. Ohne sie hätte die Idee nie den Weg aus dem Frankfurter Hinterzimmer gefunden.

Nutzt die Chance eines Ehrenamts

Auf dieser Basis kann ich für die Zukunft allen nur zurufen: Nutzt die Chance, die euch ein Ehrenamt bietet! Engagiert euch für den kulturellen Austausch und die Völkerverständigung! Helft dabei, einen Unterschied zu machen! Selten war es wichtiger als heute.

Euer

Frank Wittmann