10 Jahre “Europa macht Schule”

Das Programm „Europa macht Schule“ feierte 2015/2016 sein 10-jähriges Jubiläum! Zeit, innezuhalten und die 10 Jahre Revue passieren zu lassen. Nach einem dynamischen Start mit 30 Projekten in der Pilotphase wurden bis 2016 rund 1.400 Projekte von 1.500 Gaststudierenden durchgeführt und rund 35.500 Schüler/-innen haben einen lebendigen Eindruck von Europas Vielfalt gewonnen.

Allen Beteiligten gilt ein herzliches Dankeschön! Sie sollen hier noch einmal zu Wort kommen. Dafür wurde vom DAAD und dem Vereinsvorstand jeweils ein Projekt aus jedem Programmjahr sowie die Standorte und Schulen mit den häufigsten Teilnahmen für eine Prämierung ausgewählt. Außerdem haben Teilnehmenden und Standortmitarbeiter/-innen aus allen Epochen ihre persönlichen “Europa macht Schule”-Erfahrungen mit uns geteilt. Und die Zahl 10 konnte auf verschiedenste Weise in unseren kreativen Rückblick integriert werden.

Veranstaltungen

Festakt zum 10-jährigen Jubiläum

Das Jubiläum wurde mit einem Festakt am 19. September in Berlin gefeiert. Rund 80 Gäste kamen aus ganz Europa nach Berlin, um der Prämierung der 10 besten Projekte, der 10 aktivsten ehrenamtlich geführten Standorte sowie der 10 meistbeteiligten Schulen beizuwohnen. Die Glückwünsche an die Prämierten wurden vom PSt im BMBF, Herrn Thomas Rachel, sowie der Generalsekretärin des DAAD, Frau Dr. Dorothea Rüland, ausgegeben. Ein anschließender Sektempfang gab Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und Networking.  Das Programm finden Sie hier. Die eigens für den Festakt erstellte Jubiläumsbroschüre können Sie ebenfalls noch einmal einsehen und herunterladen.

Durch eine Pressemitteilung des DAAD wurde die gelungene Veranstaltung bereits gewürdigt.

Eine weitere Dokumentation des Festakts mit ausgewählten Fotos finden Sie hier.

Jubiläumsjahrestreffen des Vereins

Vom 24. bis 26. Juni 2016 feierte der Verein Europa macht Schule e.V.  den 10-jährigen Geburtstag von “Europa macht Schule”. Hierzu lud der Vorstand des Vereins alle Mitglieder herzlich nach Frankfurt am Main zu einem Jubiläumstreffen ein, in dessen Rahmen auch die Mitgliederversammlung von Europa macht Schule e.V. stattfand.

Die Prämierten

Die zehn besten Projekte

2006/2007: Ungarns Kultur erleben

Szabolcs Molnár aus Ungarn in Bonn

„Die Erfahrung und das positive Gefühl, das ich während dieses Projekts erlebt habe, werden mir in Zukunft sicherlich helfen”, resümiert Szabolcs Molnár in seinem Abschlussbericht für den Standort Bonn. Der Ungar arbeitete mit einer Klasse des Berufskollegs Michaelshoven und konnte dabei große Begeisterung auf Seiten der Schülerinnen und Schüler wecken. Er sprach mit ihnen über gängige Vorurteile und Stereotype in Bezug auf Ungarn und gab ihnen Einblick in die tatsächlichen Verhältnisse. Danach wurde „Számháború“ gespielt, ein typisch ungarisches Erlebnisspiel, das übersetzt „Zahlenkrieg“ bedeutet. Ziel dieses Spieles ist es, mit geschicktem Vorgehen und guter Zusammenarbeit einen im Gelände versteckten Schatz zu finden. Dabei blieb es nicht, denn der Sportstudent „Szabi“ hatte noch mehr vor: In der Turnhalle führte er weitere neue Spiele durch, die er mit Aspekten der ungarischen Kultur verknüpfen konnte. So lernten die Schülerinnen und Schüler auf originelle und einprägsame Weise das Heimatland ihres Gastes kennen. Zum Abschluss wurde eine Wandzeitung gestaltet, auf der das Erarbeitete noch einmal systematisch veranschaulicht wurde. Fazit der beiden Schülerinnen, die Szabolcs bei der Abschlussveranstaltung auf die Bühne begleiteten: Es hat großen Spaß gemacht, und sie haben viel über Ungarn gelernt.

2007/2008: Das Auge des Betrachters – Der EU-Vertrag in der deutschen und französischen Presse

Elodie Merle aus Frankreich in Hamburg

Die SchülerInnen des Französischkurses im Jahrgang 11 haben zusammen mit Elodie Merle französische und deutsche Presseartikel über die Unterzeichnung des Europavertrages am 13.12.07 analysiert und miteinander verglichen. Die Analyse erfolgte nach einem bestimmten Fragenkatalog (z.B. Stellung des Artikels in der Zeitung, Verhältnis Bild-Text, Größe des Artikels, wichtigste Punkte des Artikels, Problemerwähnung etc.). Jede/r Schüler/-in hat eine Zeitung vorgestellt, insgesamt waren es 15 Stück. Bei der Vorstellung ihrer Artikel trugen die SchülerInnen die Darstellung in ein Raster ein, um die Präsentationen anschließend vergleichen zu können. Bei dem Vergleich wurde deutlich, dass dem EU-Vertrag in den verschiedenen Zeitungen unterschiedliche Bedeutung beigemessen wurde. Außerdem stellten die SchülerInnen fest, dass es im Prinzip keine großen Unterschiede in der französischen und deutschen Berichterstattung gab. Im Wesentlichen wurde über den zeremoniellen Akt der Unterschriften berichtet, kritische Anmerkungen zu dem Vertrag an sich fanden sich nur ansatzweise in einigen Artikeln. Das Thema war anspruchsvoll, vor allem die französischen Artikel hatten so ihre sprachlichen Schwierigkeiten für die SchülerInnen. Obwohl der EU-Vertrag für die Zukunft eine große Bedeutung hat, hatten sie sich bisher wenig bzw. noch gar nicht mit dem Thema auseinandergesetzt. Die EU scheint für die heutigen Jugendlichen bisher kein Thema zu sein. Ziel des Projektes war, die SchülerInnen für die unterschiedliche Berichterstattung in der Presselandschaft zu sensibilisieren und eventuelle Unterschiede zwischen den deutschen und französischen Artikeln herauszuarbeiten.

Lehrerin A. Schenk des Gymnasium Hochrad über das Projekt ihres Französischkurses mit der Studentin Elodie Merle

2008/2009: Europa macht (Gehörlosen-)Schule

Siglinde Pape aus Frankreich und Tiziana Stefanizzi aus Italien in Hamburg

Als ich von dem Projekt gehört habe, war mir gleich klar, dass mit solch einer Idee, die keine geografischen Grenzen kennt, bestimmt auch sprachliche Barrieren auf interessante Weise zu überwinden sein würden. „Europa durch Austausch erleben“, das sollte nicht nur den Regelschulen vorbehalten sein, denn die europäische Vielfalt hat viele Gesichter, von denen wir keine ausgrenzen wollen. Vor einem halben Jahr war ich in der Hamburger Gehörlosengemeinschaft sehr herzlich aufgenommen worden und habe dort die Deutsche Gebärdensprache (DGS) kennenlernen dürfen. Nun war ich also an der Reihe, der jüngeren Generation etwas zurückzugeben und ihr unsere Gehörlosenkultur und die französische Gebärdensprache, die LSF, näher zu bringen. Da hier im Studiengang „Gebärdensprache“ noch eine andere Erasmus-Studentin aus Italien war, haben wir auch gleich die Gelegenheit genutzt, um den Ländervergleich etwas zu erweitern. An zwei Projekttagen wollten wir unseren jeweiligen Klassen einen kleinen Überblick über unsere Länder geben, ohne uns jedoch dabei auf Landkarten, Geschichten und Bräuche im üblichen Sinne zu beschränken. Wir wollten den SchülerInnen von dem berichten, was sie direkt bewegt und interessiert. Also haben wir ihnen einen kleinen Ausflug in die italienische und französische Gehörlosenwelt vorgeschlagen: Neben einer Einführung in die beiden romanischen Lautsprachen (die bei genauem Hinsehen gar nicht mehr so schwer erscheinen, weil vieles gemeinsam ist und sich mit ein paar einfachen Tricks spielerisch erraten lässt) haben wir deshalb auch die jeweiligen Gebärdensprachen vorgestellt. Da unsere Schule eine bilinguale Ausrichtung hatte, recherchierten wir gemeinsam, wo es in Frankreich und Italien ähnliche Schulen gibt, und dann haben sich die SchülerInnen angeschaut, wie der Schulalltag für ihre KameradInnen dort aussieht. Auch in einige für die Gehörlosengemeinschaft wichtige Persönlichkeiten, Daten und Institutionen gaben wir einen kurzen Einblick. Spielerisch und praktisch wurde das Ganze dann am Ende noch mit einer kleinen Stationenwanderung und einem gegenseitigen Bekochen abgerundet. Für die Vorführung auf dem Europamarkt schließlich haben wir den Liedklassiker „Sur le Pont d’Avignon“ aus dem Französischunterricht kurzerhand in die französische Gebärdensprache übertragen und einstudiert. In DGS zu unterrichten war eine gewaltige Herausforderung, hat aber dank der Bereitschaft der Kinder und der Unterstützung der Lehrerinnen besser geklappt, als ich mir je erhofft hatte. Es war eine bereichernde Erfahrung auf beiden Seiten und ich freue mich, dass wir ein wenig die Neugier auf Deutschlands Nachbarn jenseits von Rhein und Alpen wecken konnten. Wenn ich nun abschließend noch einen Wunsch frei hätte, dann wäre es der, dass dies vielleicht nur der erste Grundstein zu einem größeren Projekt sein soll, damit die Gehörlosenschulen sich ebenso vernetzen, wie die anderen städtischen Schulen auch – Sprachenvielfalt ist auch Gebärdensprachvielfalt!

Siglinde Pape

2009/2010: Mode und organisiertes Verbrechen in Italien

Carla Piatti aus Italien in Hamburg

Im Februar 2010 bekamen wir für sechs Unterrichtsstunden Carla Piatti zu Besuch. Sie war Erasmus- Studentin aus Mailand in Italien. Im Rahmen ihres Studiums der Sozialwissenschaften wollte sie die europäische Union „leben“ und war sehr neugierig auf eine deutsche Schulklasse. So brachte sie uns Italien mit seinen Besonderheiten näher: Nach einer Italien-Rallye, wo unser Wissen über das Land der Pasta und Pizza getestet wurde, haben wir uns interessante Themen herausgesucht, über die wir mehr erfahren wollten. Es bildeten sich zwei Gruppen heraus: Eine Gruppe der Klasse forschte über die italienische Mode. Dabei wurden z.B. Modeschöpfer wie Georgio Armani, Gucci, Bulgari, Versace und Prada beleuchtet. Die andere Hälfte der Klasse befasste sich mit der italienischen Mafia: Wir fanden heraus, wie organisierte Kriminalität funktioniert und dass Camorra und Sacra Corona Unita zwei Mafia-Organisationen sind. Zudem beschäftigten wir uns mit den „Mafia-Jägern“, z.B. mit dem Richter Paolo Borsellino und dem Juristen Giovanni Falcone, die jeweils bei einem Attentat ums Leben kamen. Mithilfe zahlreicher Internetrecherchen fanden wir sehr aufschlussreiche Hintergrundinformationen und Biographien zu den beiden Themen. Alle SchülerInnen verfassten Artikel zu den jeweiligen Personen, über die sie recherchiert hatten. Am Ende wurden alle Artikel in zwei Mappen zusammengestellt. Carla Piatti hat uns Italien nähergebracht und damit ein Stück Europa gezeigt, das wir so noch nicht kannten. Präsentiert wurden unsere Projektergebnisse am 24. April 2010 auf dem Europa-Markt auf dem Hamburger Gänsemarkt.

Die SchülerInnen der Klasse 9c des Heilwig-Gymnasiums in Hamburg

2010/2011: „Es war einmal...“ – polnische Städte und ihre Legenden

Anna Błażejewska und Joanna Wypusz aus Polen in Marburg

Im Februar 2011 führten Anna Błażejewska und Joanna Wypusz in der 1. Klasse der Rabenschule ein Projekt über ihr Heimatland Polen durch. Dabei meisterten die beiden die Anforderung, den ErstklasslerInnen ein ihnen noch unbekanntes Land vorzustellen, mit viel Professionalität und großem Einsatz. Ganz altersgerecht präsentierten sie den Kindern Deutschland und Polen anhand von selbstgebastelten Landkarten. Dabei stellten sie nationale Elemente wie die Flaggen mit ihren Farben, die Wappen und die jeweilige Hauptstadt gegenüber und hoben zugleich die deutsch-polnische Nachbarschaft hervor. Es folgte eine topografische Einführung zu Polen und ein kurzer Sprachkurs mit grundlegenden polnischen Ausdrücken wie „Hallo“, „Danke“ und „Guten Tag“. Der Hauptteil des Projekts war den polnischen Legenden gewidmet. Wie sich zeigte, können die Städte Warschau, Krakau, Breslau, Posen, Thorn und Jurata alle mit einer Legende aufwarten. Anna und Joanna lasen die Legenden vor und gaben den Kindern dann selbstgebastelte Arbeitshefte, in denen die Kinder Bilder zu den vorgetragenen Legenden ausmalen konnten oder Fragen mit Kreuzchen zu beantworten hatten. Danach puzzelten die Kinder zu zweit oder zu dritt jeweils das Symbol einer der Legenden und stellten es anschließend der ganzen Klasse vor. Auf diese Weise lernten die Kinder die geheimnisvollen Geschichten und gleichzeitig die bekanntesten Städte Polens und ihre Lage kennen. Joanna und Anna war die Freude am Projekt sichtlich anzumerken, und auch die Kinder und der Lehrer nahmen begeistert am Projekt teil. Dass der Austausch ein voller Erfolg war, zeigte sich nicht nur daran, dass die zwei Polinnen noch ein zweites Mal die Klasse besuchten, um mit den Kindern auf Polnisch zu singen, sondern auch daran, dass die Klasse ihnen zur Weihnachtszeit eine Postkarte nach Polen schickte. Anna und Joanna revanchierten sich mit einen kleinen Film, in dem sie u.a. das Symbol der Legende ihrer Stadt Posen filmten, um den Kindern dadurch einen wirklichen Eindruck zu ermöglichen und sie an die schöne Zeit des Projekts zu erinnern. So werden die Kinder der Rabenschule die zwei Mädchen aus Polen sicher nicht so schnell vergessen.

2011/2012: Frankreich und Deutschland: Aus Feinden werden Freunde

Mélanie Schmidt und Melanie Santucci aus Frankreich in Regensburg

Das Willibald Gluck-Gymnasium hatte 2012 Jahr einen ganz besonderen Besuch. Mélanie Schmidt und Melanie Santucci aus Frankreich nahmen nicht nur den weiten Weg aus Clermont-Ferrand nach Regensburg auf sich, sondern zusätzlich den von Regensburg nach Neumarkt in der Oberpfalz, um mit dem Lehrer Steffen Arzberger in seiner 10. Klasse ein beeindruckendes Projekt durchzufuhren: Ein deutsch-französisches Theaterstück! Unter dem Titel „Frankreich und Deutschland: Aus Feinden werden Freunde“ konzipierten sie einen Dreiakter, der die Entwicklung der politischen und persönlichen Beziehungen zwischen Deutschen und Franzosen nach dem Zweiten Weltkrieg darstellte. Der erste Teil behandelte die Kluft im Jahr 1945, der zweite Teil zeigt die Bemühungen um Verständigung 1962, und der dritte Teil stellte die aktuelle Lage 2011 vor: eine enge Freundschaft zwischen den Menschen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den PolitikerInnen. Beispielhaft an diesem Theaterstück und seiner Thematik ist dabei vielerlei: Es wurde deutlich, dass der Aussöhnungsprozess nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs keineswegs selbstverständlich war, sondern das Ergebnis der Bemühungen visionärer Persönlichkeiten. Mit der Unterzeichnung des Elysee-Vertrags wurde die Idee De Gaulles und Adenauers schließlich in konkrete Projekte umgesetzt und insbesondere der Austausch der Jugend gefordert. Es bedurfte eines breiten gesellschaftlichen Engagements und ihres Willens zu einer gemeinsamen Zukunft. So traten auch unsere zwei Französinnen auf, die unerschrocken den etwas weiteren Weg nach Neumarkt auf sich nahmen, um in ihrer Freizeit ein mutiges Projekt über ihr Land auf die Beine zu stellen und der Idee „Europa“ ein Gesicht zu geben. Dadurch behandelten sie nicht nur theoretisch die Frage, wie Europa zusammenwachsen kann, sondern vollführten stückweit selbst diese Annäherung. Dies ist der Geist und die Motivation, die wir in allen unseren Projekten wahrgenommen haben und der in diesem Theaterstück einen ganz besonders symbolträchtigen Ausdruck gefunden hat.

2012/2013: Zitternde Stimme, feuchte Hände… Vorhang auf für: Rumänien!

Catalina Mariora und Adrian Angelescu aus Rumänien in Greifswald

Es gehört ganz schon viel Mut dazu, sich vor eine Klasse zu stellen. Vor allem dann, wenn man erst seit einem Jahr die Sprache der Kinder spricht! Doch die beiden MedizinstudentInnen Catalina und Adrian meisterten diese Aufgabe mit Bravour und hatten dabei viel Spaß. In den ersten Stunden ihres Projektes stellten sie den GrundschülerInnen ihr Heimatland Rumänien vor. Dabei zeigten sie Videos von Landschaft und Natur sowie von traditionellen Kleidern und Tanzen. Am meisten interessierte die Kinder die Geschichte vom Grafen Dracula. Wo er denn gewohnt habe oder ob er noch am Leben sei, wollten sie wissen. Auch das Lernen einiger rumänischer Wörter und der Zahlen 1 – 10 rief große Begeisterung hervor. Für den zweiten Teil des Projektes hatten Catalina und Adrian das rumänische Märchen „Harap Alb“ ins Deutsche übersetzt und zu einem Dialog umgeschrieben. In dem Märchen spielen viele Figuren mit, sodass es nicht schwer war, für jedes der ca. 15 Schulkinder eine schone Rolle zu finden. Da die Kinder im Alter von 7 – 10 Jahren waren, konnten die Rollen passgenau verteilt werden: ältere Kinder erhielten die Rollen mit mehr Text, jüngere eher darstellende Rollen. Passend zu seiner Figur bekam jedes Kind auch eine Verkleidung, wie zum Beispiel eine Krone, einen Umhang oder eine Brille mit großen Augen. Dann setzten sich alle in eine Runde, und Catalina und Adrian führten in der Rolle der ErzählerInnen durch die Geschehnisse des Märchens. Waren die jeweiligen Figuren an der Reihe, standen die kleinen KünstlerInnen auf und stellten in der Mitte des Kreises die geschilderte Situation dar. Es war herrlich mit anzusehen, wie jedes Kind seine Rolle mit viel Phantasie und Begeisterung zum Leben erweckte. Für alle waren es drei wundervolle und erlebnisreiche Tage in der Grundschule Greif, und nur eine Frage blieb offen: „Lebt denn der Graf Dracula nun noch, oder nicht?“

2013/2014: Auf französischen Spuren durch Berlin

Suzon Bachet aus Frankreich in Berlin

Film ab: Eine junge Frau steht am Flughafen Tegel und blickt suchend nach links und rechts. Ihr Blick wandert über die umhereilenden Reisenden, die wie sie selbst auch gerade in Berlin angekommen sind. Ihr Ziel ist das Rote Rathaus, doch wie soll sie bloß dorthin gelangen? Sie fragt einen Passanten: „Sprechen sie Französisch?“. Leider ist das nicht der Fall. Trotzdem erklärt die junge Frau auf Französisch ihr Anliegen. Der Passant versucht ihr zu helfen, missversteht sie und schickt sie in die Französische Straße. So fragt sie sich quer durch Berlin und wird von einem französisch klingenden Ort zum nächsten geschickt. An den Galerie Lafayette trifft sie endlich auf eine Person, die ihr den richtigen Weg erklärt. Sie zieht ihren Rollkoffer weiter über die holprig gepflasterten Straßen und erreicht schließlich das Rote Rathaus. Dort wird sie schon von einer jubelnden Schülermenge empfangen. Zusammen mit der französischen Studentin Suzon Bachet haben die Schülerinnen und Schülern der Klassen neun und zehn der Heinrich-von-Stephan-Schule das „Europa macht Schule“-Projekt „La France a Berlin“ umgesetzt. Auf der feierlichen Abschlusspräsentation aller Berliner EmS-Projekte im Roten Rathaus stellten sie dann stolz den dabei entstandenen Kurzfilm vor. Begonnen hatte die Unterrichtseinheit an der reformpädagogischen Gemeinschaftsschule mit der Frage, welche Themen junge EuropäerInnen umtreiben, wenn sie an die Zukunft denken. Mit Suzons Hilfe verglichen die Schülerinnen und Schüler dazu die französische und die deutsche Sicht auf Familie, Gesellschaft, Schule/Beruf und Umwelt. Aus der Diskussion über Gemeinsamkeiten und Unterschiede entstand die Idee zu einem zweisprachigen Film. Dafür versetzten sich die Schülerinnen und Schüler in die Rolle einer französischen Gaststudentin. So entdeckten sie Berlin von einer neuen Seite und erfuhren viel über historische und zeitgenössische Verbindungen der Hauptstadt mit Frankreich. Außerdem veranschaulichte dieser Perspektivenwechsel, welche Schwierigkeiten das tägliche Leben im Ausland mit sich bringen kann – auch wenn man „nur“ im direkten Nachbarland ist. Die Studentin der Kommunikationswissenschaften Suzon legte viel Wert darauf, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Entstehung des Films ihre eigenen Schwerpunkte setzen konnten. Von der Idee über das Drehbuch bis hin zur technischen Umsetzung gestalteten sie jeden Arbeitsschritt sehr selbständig. Das große Engagement und die Begeisterung mit der alle bei der Sache waren, merkt man „La France a Berlin“ an. Das bewies nicht zuletzt der tosende Applaus, mit dem das Publikum der EmS-Abschlussfeier die Filmvorführung honorierte.

2014/2015: Ein Tag in Dänemark

Sine Neuchs Thomsen aus Dänemark in Bochum

Dänemark – das Land, in dem die kleine Meerjungfrau zu Hause ist, die Menschen mit Kronen statt Euro bezahlen und es mehr Schweine als Menschen gibt. Von Eigenschaften und Absurditäten ihres Heimatlandes berichtete Sine Neuchs Thomsen in der Klasse 7b der Gemeinschaftsschule Bochum-Mitte. Die 25-jährige Austauschstudentin hatte dafür eigens eine Präsentation vorbereitet und bunte dänische Supermarktprospekte aus der Weihnachtszeit mitgebracht. Nach ersten erschreckten Aufschreien an den Gruppentischen konnte Sine schnell klären, wie es um den Wechselkurs von Dänischen Kronen zum Euro steht: „7:1“ malte sie mit Kreide an die Tafel. Während die 26 Schülerinnen und Schüler Plakate bastelten, konnte sie dann auch im direkten Gespräch noch viele Fragen beantworten. Vor allem die königliche Familie hatte es der Klasse angetan.

An ihrem Projekttag lernten die Siebtklässler zudem einfache dänische Sätze und gestalteten dafür eigens Wörterbücher. Zum Abschied durften sie rot-weiße Armbänder mit einer Ein-Kronen-Münze als Andenken flechten und es gab für jeden einen dänischen Schoko-Lolli. Die KlassenlehrerInnen Sebastian Schmetzke und Anja Stiens hatten die Dänin im Rahmen der Europa-Projektwoche eingeladen.

2015/2016: Die Türkei – Stereotype und Vorurteile weg!

Tuğçe Akarsu aus der Türkei in Regensburg

Zu Beginn des Projektes verteilte Tuğçe eine Umfrage über die Türkei per Handout, in dem sich die SchülerInnen der 10. Klasse des Lappersdorf Gymnasiums anonym zum Thema türkische Stereotype und Vorurteile äußern konnten. Dann sprachen alle miteinander über diese Stereotypen. Die SchülerInnen wollten von Tuğçe wissen, was die TürkInnen von Deutschen halten und wollten mehr von der Türkei erfahren. So wurde bei dem zweiten Treffen ein politisches Planspiel veranstaltet: Aufgrund der aktuellen Situation in Europa wurde als Thema dafür die aktuelle Flüchtlingskrise gemeinsam ausgewählt.

Es gab ganz unterschiedliche Rollen für die SchülerInnen, beispielsweise die politischen Delegationen von Ungarn, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Tschechien. Polen, Schweden, Italien, Griechenland, Österreich und der Türkei. Dazu hatten einige SchülerInnen die Aufgabe, die internationalen sowie türkischen Organisationen – z.B. Rotes Kreuz, Roter Halbmond, CampusAsyl, Caritas und Human Rights Association – zu vertreten. Natürlich war auch die Presse dabei um die Diskussionen und Entscheidungen zusammenfassen zu können.

„Nach meiner Meinung sollten wir, um Vorurteile und Stereotype abschaffen zu können, zuerst darüber reden, aber nicht über einander, sondern miteinander. Danach können wir meistens sehen, dass es nicht ganz stimmt was wir von den anderen hören. Wir sollten einander die Gelegenheit geben uns besser kennenzulernen“, sagt Tuğçe.

Die SchülerInnen haben nicht nur die Türkei, sondern auch verschiedene Hilfsorganisationen, EU-Politik und auch Flüchtlingskrise kennengelernt. Während sie sich für das Planspiel vorbereitet haben, mussten sie sich umfassend über das Land oder Organisation informieren. So wurde in diesem Projekt ganz interaktiv zusammengearbeitet.

„Ich konnte die deutsche Wahrnehmung von TürkInnen durch die SchülerInnen beobachten. Sie haben mir noch einmal gezeigt, dass von jungen Menschen der Gedanke des europäischen Austausches und der Völkerverbindung gelebt wird“, resümiert Tuğçe zufrieden.

Trotz der schwierigen Themen, die momentan in der Türkei diskutiert werden, war es Tuğçe wichtig zu betonen, dass die Türkei eigentlich laizistisch geprägt ist. Sie berichtete über die deutsch-türkischen Beziehungen und dass sich die Türkei und Deutschland seit 1790 immer unterstützen und einen guten Kontakt gepflegt haben. Als kleine Zugabe gab Tuğçe ihren SchülerInnen auch noch einen Crashkurs auf Türkisch. Teşekkürler, Tuğçe!

Die zehn aktivsten Standorte

 Die zehn engagiertesten Schulen

“Europa macht Schule”…