Rollenspiel und Kochen zum Chinesischen Neujahr

Rain aus China führte ihr Projekt in der 10. Klasse der IGS Kalbach-Riedberg in Frankfurt durch. Durch den gemeinsamen Austausch beim Kochen und bei Rollenspielen wurde der Blick auf Europa und die Welt geöffnet.

Blick aus dem Fenster der Studentin Rain Xiang in ihrem Heimatland China. Grüne, bergige Landschaft.

Für unser Kulturprojekt über die deutsche und chinesische Kultur haben wir gemeinsame Erfahrungen und Traditionen untersucht, die beide Identitäten prägen, und einen besonderen Fokus auf europäische Aspekte gelegt. Viele Schüler/-innen der Klasse besitzen eine doppelte Staatsbürgerschaft, wie zum Beispiel deutsch-italienisch, deutsch-polnisch oder deutsch-spanisch, wodurch unsere Diskussionen bereichert wurden, auch hinsichtlich des Aspekts der europäischen Integration.

Das Projekt gliederte sich in zwei Teile: ein Vortrag mit Rollenspiel und eine gemeinsame Tätigkeit, bei der Teigtaschen (Dumplings) hergestellt wurden. Dafür erstellte ich vorab ein Kahoot-Quiz, bereitete die Rollen und Handlungsabläufe für das Rollenspiel und die Füllung für die Dumplings vor.

Traditionen in unterschiedlichen Kulturen

Ein zentrales Thema waren Familientraditionen. Wir verglichen Feste wie das chinesische Frühlingsfest (Lunar New Year) und Weihnachten. Beispielsweise berichteten zwei Schüler/-innen, wie Weihnachten und Ostern in Italien und Spanien gefeiert werden. Diese Gespräche zeigten, wie Bräuche in multikulturellen Haushalten bewahrt und miteinander verbunden werden – etwa durch das Anzünden von Weihrauch und das Zubereiten von chinesischen Teigtaschen, kombiniert mit dem Besuch der Mitternachtsmesse an Weihnachten.

Die Diskussionen über Beziehungen und Familienleben offenbarten vielfältige Erfahrungen jenseits typischer deutscher Stereotype. Einige Studierende beschrieben das Leben mit der Großfamilie oder engen Bindungen, wie sie sowohl in der chinesischen Kultur als auch in Südeuropa üblich sind. Eine Person erzählte, dass sowohl ihre polnisch-deutsche als auch ihre chinesische Familie große Familientreffen mit gemeinsamen Mahlzeiten veranstalten – Ausdruck eines gemeinsamen Verständnisses und hohen Stellenwertes von Zusammenhalt.

Essen als kultureller Vermittler

Essen erwies sich als kraftvoller kultureller Vermittler. Wir verglichen chinesische Teigtaschen (Jiaozi) mit europäischen Varianten wie polnischen Pierogi, spanischen Empanadas, italienischen Ravioli und deutschen Maultaschen. Einige Schülerinnen und Schüler teilten ihre Gedanken darüber, wie ähnlich die Teigtaschen in ihren Kulturen den chinesischen Jiaozi in Zubereitung und Symbolik sind. Dieser Vergleich verdeutlichte die universelle Rolle von Teigtaschen bei Feierlichkeiten und im Familienleben.

Kommunikationsstile und gesellschaftliche Normen

Wir untersuchten auch Kommunikationsstile und gesellschaftliche Normen. Dabei erkannten wir, dass in der chinesischen Kultur oft Wert auf indirekte Kommunikation gelegt wird, während die deutsche Kultur Direktheit bevorzugt. Südeuropäische Kulturen hingegen zeigen eine emotionale Offenheit und Herzlichkeit. Diese sind wiederum den familiären Umgangsformen in China ähnlich. Diese Erkenntnisse halfen, starre Stereotype aufzubrechen.

Durch Erzählungen und persönliche Reflexionen betrachteten wir Identität als etwas Fluides und Vielfältiges. Studierende berichteten, wie das Navigieren zwischen unterschiedlichen kulturellen Erwartungen Empathie und Anpassungsfähigkeit fördert. Das Projekt ermöglichte ein tieferes Verständnis für chinesische und europäische Traditionen und unterstrich die Bereicherung, in einem multikulturellen Umfeld aufzuwachsen – ganz im Sinne der Ziele von EmS zur Förderung interkulturellen Verständnisses.

Porträtbild der Studentin Rain Xiang.Europäischer und globaler Austausch

Obwohl mein kultureller Hintergrund außerhalb Europas liegt, habe ich im Rahmen unseres Projekts bewusst einen Bezug zu Europa hergestellt, indem ich den Austausch zwischen der chinesischen Kultur und verschiedenen europäischen Traditionen in den Mittelpunkt gestellt habe. Besonders durch die Vielzahl an Schüler/-innen mit doppelter Staatsbürgerschaft – etwa deutsch-italienisch, deutsch-polnisch oder deutsch-spanisch – konnten wir europäische Perspektiven intensiv einbeziehen. Wir verglichen unter anderem traditionelle Feste, familiäre Strukturen und Essgewohnheiten. Dabei wurde deutlich, wie sich Bräuche aus China und Europa – beispielsweise beim Thema Teigtaschen oder familiärem Zusammenhalt – ähneln oder gegenseitig bereichern. Zudem halfen uns persönliche Erfahrungen, kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede nicht nur zwischen China und Deutschland, sondern auch innerhalb Europas herauszuarbeiten. So entstand ein differenziertes Bild europäischer Vielfalt, das mir geholfen hat, einen vertieften und authentischen Bezug zu Europa herzustellen.

Projektangaben
Studierende: Rain Xiang
Standort: Mainz
Herkunftsland: China
Studienfach: Sport ethics and integrity
Schule: IGS Kalbach-Riedberg, Frankfurt a. M.
Schulform & Klasse: Gesamtschule, Diwa 10 Klasse

Wir bedanken uns bei Rain und der Schulklasse der IGS Kalbach-Riedberg Frankfurt für das Projekt und die tollen Einblicke!